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Belieferung städt. Heime
Verfasst: Do 9. Mai 2019, 14:04
von Patrik_Bolliger
Von verschiedener Seite habe ich gehört, dass Aerzte die Medikamenten-Belieferung der städtischen Heime übernehmen wollen. Sie machen sich zum Teil schon jetzt ziemlich unbeliebt mit Ihrer punktuellen Erreichbarkeit und wollen jetzt auch noch das Medikamenten-Business an sich reissen.
Wie sollen wir vorgehen - was meint ihr? Welche Möglichkeiten haben wir überhaupt und wo sind die Chancen am besten?
Die Ausgangslage ist die: Die städtischen Heime stellen sich auf den Standpunkt, dass jeder Bewohner beim Medikamentenbezug die Wahlfreiheit hat. Liefer-Verträge mit einem städtischen Heim sind also unmöglich. Die Aerzte sind in einer komfortablen Pole-Position - sie sind den Patienten am nächsten - und können Ihre Macht auch dem Heim/der Heimleitung gegenüber ausspielen (Monopolstellung, Erpressung).
Mein Vorschlag: Der Leitung der städtischen Heime - evtl. auch Simon Stocker - unmissverständlich kommunizieren, dass wir diese Wahlfreiheit respektieren, aber KEINE Lückenbüsser-Funktion übernehmen werden. Wenn die Aerzte den gleichen Service bieten müssen wie wir (Akutmedikamente, Notfallmedikamente, Stationsapotheken, tägliche Belieferung, Auskünfte rund ums Medikament, Ausbildungen etc. etc.) dann könnten wir damit eventuell Erfolg haben - etwas anderes sehe ich leider nicht! (Aerzte haben auch keine LOA - das könnte die Erfolgschancen zusätzlich erhöhen.)
Wie man dann eine solche Lückenbüsser-Funktion dann aber auch noch durchsetzt, ist dann nochmals eine andere Frage - diese Situation haben wir ja schon heute. Chronischer Terror bei den Behörden, wenn Noteinsätze notwendig werden (Beistandspflicht)?
Re: Belieferung städt. Heime
Verfasst: Fr 10. Mai 2019, 14:28
von Patrick_Gschwend
liebe Kollegen/innen
In Neuhausen wurde die Medikamentenbelieferung der Altersheim-Patienten (durch die beiden Apotheken) 2011 im Neuhauser Rechtsbuch (NRB – 813.521) festgehalten. Ausserdem gibt es seit 2017 im Bereich des Betreuungsvertrages einen entsprechenden Passus und einen Vertrag zwischen der Gemeinde und den Apotheken über die Medikamentenverblisterung. Dadurch haben wir (bislang) keine Diskussionen.
Ich kenne die Verhältnisse und Netzwerke in SH nicht genau. Evtl. müsste man auf eine ähnliche Lösung wie in NH hinarbeiten. Auf alle Fälle würde ich das Gespräch suchen.
Herzliche Grüsse
Patrick
Re: Belieferung städt. Heime
Verfasst: Mo 13. Mai 2019, 14:46
von Marco_Grob
Das sehe ich auch so. Wenn die Ärzte dies übernehmen wollen, dann bitte auch mit den gleichen Dienstleistungen wie wir!
Eine Lösung wie in Neuhausen oder Zürich (Betreuungsvertrag) welcher entweder mit einer Apotheke oder einem SD-Arzt abgeschlossen werden kann. Dies beinhaltet aber auch die betreuung und Schulung des Personals durch den Apotheker/Arzt.
Die Heime in Schaffhausen müssten ja auch an einer optimalen Betreuung interessiert sein.
Re: Belieferung städt. Heime
Verfasst: Di 14. Mai 2019, 07:58
von Patrik_Bolliger
Vielen Dank für Eure Feedbacks. Wie schon erwähnt: In Schaffhausen wird die Wahlfreiheit des Patienten hochgehalten, was im Endeffekt dann vermutlich in eine Wahlfreiheit des Heimes mündet. Eure Einschätzungen decken sich also ziemlich mit meiner: Das Heim soll eine Ausschreibung machen mit allen Rechten und Pflichten.
Patrick: Kannst Du den Heimvertrag von Neuhausen posten?
Re: Belieferung städt. Heime
Verfasst: Do 16. Mai 2019, 07:10
von Patrik_Bolliger
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Da seht Ihr die Stossrichtung unserer Aerzte. Frage in die Runde: Was machen wir? Kontaktnahme/Schreiben an Frau Monica Studer? Heim-Belieferungsvertrag? Abklärungen wegen unlauterem Wettbewerb? Einsicht verlangen in Heimarzt-Vertrag?
Bitte gebt mir Bescheid, was Ihr denkt!
- 190515-01a Belieferung.jpg (131.76 KiB) 19359 mal betrachtet
Re: Belieferung städt. Heime
Verfasst: Do 16. Mai 2019, 12:07
von Peter_Toscano
Wir alle wissen mit welchem Aufwand die korrekte Belieferung der Heime verbunden ist.
Unser Hauptargument ist: Der Arzt soll in erster Linie seine Aufgabe als Arzt wahrnehmen.
Die Politiker sollten wissen, wenn die Ärzte auch die Logistik übernehmen, wo haben sie dann noch die Zeit für die Patienten? In keinem Fall dürfen wir mit der "Wahlfreiheit" einverstanden sein! Das ist doch reine Augenwischerei und gegenüber den älteren Menschen in den Heimen unverantwortlich! Was sollen dabei die Krankenversicherer einsparen?
Dem Brief von Dr. Katja Schweizer kann man entnehmen, dass wir Apotheker komplizierter, unsicher, undurchsichtiger und teurer gewesen sind. Blanker Hohn auf unsere Arbeit. Was ist den mit dem Vieraugenprinzip? Wie oft haben wir die Heimärzte auf Interaktionen, falsche Dosierungen, etc. aufmerksam gemacht!
Haben wir da nicht mit wirtschaftlichen Interessen einer politisch einflussreichen Berufsgruppe zu tun?
Die Selbstdispensation stellt aufgrund der Informationsasymmetrie zwischen dem Arzt und dem Patient wie auch der finanzieller Anreize durch die Arzneimittelabgabe gesundheitspolitisches Risiko dar. Das ist die Realität!
Ich denke, mit Stadtrat Simon Stocker ein Gespräch zu führen ist der richtige Weg.
Re: Belieferung städt. Heime
Verfasst: Do 16. Mai 2019, 12:59
von Martin_Währy
In Neuhausen hat die Heimleitung mit der Gemeinde einen Vertrag, dass die Apothekerschaft das Patronat der Belieferung
vor Ort hat. Problem so gelöst. Kt ZH läuft das auch so, weil die Apotheken herstellen und verblistern!
Verblisterung professionell anbieten, das können die Ärzte höchstens über die Zur Rose machen.
Nicht im Sinne der Stadt SH, da Kt. TG
LG Martin
Patrik_Bolliger hat geschrieben:Von verschiedener Seite habe ich gehört, dass Aerzte die Medikamenten-Belieferung der städtischen Heime übernehmen wollen. Sie machen sich zum Teil schon jetzt ziemlich unbeliebt mit Ihrer punktuellen Erreichbarkeit und wollen jetzt auch noch das Medikamenten-Business an sich reissen.
Wie sollen wir vorgehen - was meint ihr? Welche Möglichkeiten haben wir überhaupt und wo sind die Chancen am besten?
Die Ausgangslage ist die: Die städtischen Heime stellen sich auf den Standpunkt, dass jeder Bewohner beim Medikamentenbezug die Wahlfreiheit hat. Liefer-Verträge mit einem städtischen Heim sind also unmöglich. Die Aerzte sind in einer komfortablen Pole-Position - sie sind den Patienten am nächsten - und können Ihre Macht auch dem Heim/der Heimleitung gegenüber ausspielen (Monopolstellung, Erpressung).
Mein Vorschlag: Der Leitung der städtischen Heime - evtl. auch Simon Stocker - unmissverständlich kommunizieren, dass wir diese Wahlfreiheit respektieren, aber KEINE Lückenbüsser-Funktion übernehmen werden. Wenn die Aerzte den gleichen Service bieten müssen wie wir (Akutmedikamente, Notfallmedikamente, Stationsapotheken, tägliche Belieferung, Auskünfte rund ums Medikament, Ausbildungen etc. etc.) dann könnten wir damit eventuell Erfolg haben - etwas anderes sehe ich leider nicht! (Aerzte haben auch keine LOA - das könnte die Erfolgschancen zusätzlich erhöhen.)
Wie man dann eine solche Lückenbüsser-Funktion dann aber auch noch durchsetzt, ist dann nochmals eine andere Frage - diese Situation haben wir ja schon heute. Chronischer Terror bei den Behörden, wenn Noteinsätze notwendig werden (Beistandspflicht)?
Re: Belieferung städt. Heime
Verfasst: Do 16. Mai 2019, 15:22
von Patrik_Bolliger
Auch da vielen Dank Peter und Martin für diese Einschätzungen.
Frage: Was meinst Du Peter mit "Auf keinen Fall dürfen wir einverstanden sein mit der Wahlfreiheit?" So steht's jedenfalls im Gesetz und so müssen es die Aerzte in ihren Praxen kommunizieren - gut platziert und gut sichtbar durch die Patienten!?
Und: Was verlangen wir von Herrn Stocker?
Zu Martin: Wie sieht Euer Belieferungsvertrag aus? Kannst den hochladen?
Re: Belieferung städt. Heime
Verfasst: Do 16. Mai 2019, 15:55
von Peter_Toscano
Wahlfreiheit gilt doch im ganzen Kanton. Es kann doch einen Grund haben, dass in Neuhausen bzgl. Heime eine andere Regelung gilt. Man kann die Heime und die Arzt Praxen nicht in einen Topf werfen.
Herrn Stocker kann man doch erklären, dass der Arzt sich dem Patienten widmen soll und nicht auf die Verfalldaten in seiner Praxisapotheke denken. Zudem wird er frei sein in seiner Entscheidung die beste Medikation zu wählen unabhängig von seinem Lagerbestand und seinem Einkaufsverhalten bei Lieferanten.
Es ist kein Zufall, dass man andernorts die Freiheit einschränkt, damit der Einzelne im Sinne der Allgemeinheit und nicht nur zu eigenen Gunsten agiert. Deshalb habe ich das "Gesundheitspolitisches Risiko* angesprochen. Politisch ist Herr Stocker für dieses Risiko verantwortlich.
Re: Belieferung städt. Heime
Verfasst: Do 16. Mai 2019, 21:38
von Patrik_Bolliger
Zur Wahlfreiheit: Das wollte ich ja gerade sagen - sie gilt nicht nur kantonsweit, sondern schweizweit. Ich denke,es wäre hochgradig unklug, wenn wir da jetzt plötzlich eine andere Meinung vertreten würden. Wir können gar nicht anders, als die Meinungsfreiheit respektieren.
Zu Neuhausen: Da wissen wir noch gar nicht, ob die Meinungsfreiheit eingeschränkt wurde. Es könnte ja sein, dass die Klausel etwa so tönt: [...] unter Vorbehalt, dass Bewohner x seinen Hausarzt/ Hausapotheker beibehalten will, erfolgt die Betreuung/Belieferung durch z. In jedem Heim gibt es Bewohner, die einen anderen Arzt als den offiziellen Heimarzt haben. Do: Apotheker. Dann werden halt nur 98% der Bewohner durch den Vertragspartner bedient. Ich habe 1 Kundin im APH Residence, die die Medis nur von mir will. Daher sähe ich gerne einmal den Wortlaut des Vertrages in Neuhausen. Möglicherweise stammt der Vertrag auch noch vor 2018 - was ich vermute - als die SD noch gar nicht zugelassen war. Es könnte also auch in NH potentiell wieder zu Diskussionen kommen.
Und die Verfalldatenkontrolle macht sicher nicht die Aerztin - dafür hat sie Personal; sie kann sich also voll und ganz auf die Bewohner konzentrieren. Gleiches gilt für nicht vorrätige Medikamente: Die sind innerhalb von Stunden bei Galenica oder zur Rose bestellt. Also: Where's the problem?
Ich denke mir, wir müssen andere Schienen verfolgen. Servicebereitschaft, Preis (Machen wir doch einmal eine Preisanalyse!!), Pflichtenheft, Erreichbarkeit, Lückenbüsserproblematik, unlauterer Wettbewerb.
Und bedenken wir noch eines: Simon Stocker scheint nicht unser grosser Fürsprecher zu sein und will vermutlich mit der ganzen Problematik so wenig wie möglich zu tun haben. Eher auf unserer Seite haben wir die Pflege - vorausgesetzt wir machen einen guten Job - sonst sieht's schlecht aus.